Von Nathalie Buschor, Psychotherapeutin und Coach Coaching ist im Trend. Kaum ein Unternehmen, das nicht Coachings für Führungskräfte anbietet. Kaum ein Lebensbereich, für den es nicht auch Coaching gibt: Business, Beziehung, Gesundheit, Selbstverwirklichung.

Coaching kann hilfreich sein – keine Frage. Es kann Klarheit schaffen, Entscheidungen begleiten und Menschen in Bewegung bringen. Ich selbst arbeite seit Jahren als Coach mit Führungskräften und schätze die lösungsorientierte, zielgerichtete Arbeit sehr.

Und doch: Coaching hat Grenzen.

Denn viele Themen, die Menschen belasten, sind komplexer als eine Entscheidung oder ein berufliches Ziel. Sie wurzeln tiefer – in der Biografie, in Beziehungserfahrungen, in unbewussten Mustern.

Wenn Konflikte sich wiederholen, Erschöpfung anhält, Beziehungen scheitern oder der innere Druck wächst, braucht es oft mehr als eine gute Frage oder ein neues Mindset. Es braucht tiefergehende psychologische Begleitung.
Worin liegt der Unterschied?

Psychotherapeut:innen absolvieren ein universitäres Psychologiestudium und eine staatlich anerkannte, mehrjährige Ausbildung. Diese umfasst Selbsterfahrung, Supervision, Theorie und klinische Praxis – und dauert in der Regel zehn Jahre oder länger.

Ziel dieser Ausbildung ist nicht nur Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, Menschen sicher und verantwortungsvoll durch seelisch belastende Prozesse zu begleiten.

Coaching-Ausbildungen hingegen sind oft nicht reguliert. Sie dauern manchmal nur wenige Wochen oder Monate und fokussieren auf konkrete Ziele, weniger auf seelische Tiefe. Das ist nicht schlecht – aber in vielen Fällen nicht ausreichend.

Warum die Kombination wertvoll ist
Ich selbst verbinde in meiner Arbeit beides: Coaching, wo Klarheit und Handlung gefragt sind. Psychotherapie, wenn es um tieferliegende Fragen geht.
Denn: Nachhaltige Veränderung entsteht dort, wo sich äußere Schritte und innere Prozesse verbinden. Es reicht nicht, das Verhalten zu verändern, wenn die zugrundeliegenden Muster unberührt bleiben.

Viele Menschen, die heute im Coaching landen, brauchen in Wahrheit etwas anderes:
• Einen Raum für echte Auseinandersetzung
• Die Möglichkeit, Verletzungen zu verarbeiten
• Das Verständnis für ihr eigenes Erleben – jenseits von Effizienz und Optimierung
Was wir daraus lernen können
Coaching ist kein Ersatz für Therapie. Und Therapie ist keine Schwäche. Gerade Menschen, die viel leisten und Verantwortung tragen, profitieren davon, wenn sie sich auch innerlich tragen können.

Wir leben in einer Zeit, in der psychische Gesundheit endlich enttabuisiert wird. Das ist gut. Aber sie darf nicht verwässert werden – durch schnelle Formate, schlanke Zertifikate und die Illusion, jede Veränderung sei mit ein paar Tools erledigt.

Manchmal braucht es mehr. Tiefe. Zeit. Ausbildung. Erfahrung. Menschlichkeit.
Zur Autorin: Nathalie Buschor ist Psychotherapeutin und Coach in Zürich. Sie kombiniert tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische und systemische Ansätze mit langjähriger Erfahrung in Wirtschaft, Coaching und Persönlichkeitsentwicklung.
www.buschor.biz

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